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Sport und Frauensport: Warum Frauen im Wettkampf benachteiligt werden


Die Olympischen Spiele in Paris sind in vollem Gange, doch ich muss zugeben, dass mich neben der Sportgymnastik wenig interessiert. Was mich an dieser Disziplin so fasziniert, ist wohl ihre entfernte Verwandtschaft mit Ballett und Yoga – zwei Formen des Körpertrainings, die ebenfalls höchste Präzision, Eleganz, Leichtigkeit und Focus erfordern. Auf jeden Fall steigt die Anzahl der Artikel und Berichte rund um den Sport während der Olympischen Spiele erheblich an. Diese Fülle an Inhalten bietet die Möglichkeit, tiefer in die Geschichte und die Hintergründe des Sports einzutauchen.


Während meiner Recherchen bin ich auf etwas gestoßen, das mich zwar überrascht, letztlich aber nicht verwundert: Sport war nicht immer so strikt in männliche und weibliche Kategorien unterteilt, wie es heute der Fall ist. Sheree Bekker, Professorin an der medizinischen Fakultät der Universität Bath, Expertin für Geschlechterfragen im Sport, Blogautorin hat dazu spannende Erkenntnisse veröffentlicht.



Geschlechterdiskriminierung im Sport


Dr. Bekker zeigt auf, dass die Aufteilung der Sportarten in männlich und weiblich oft erst dann erfolgte, als Frauen begannen, erfolgreich zu sein und Medaillen zu gewinnen. Ein Paradebeispiel dafür ist die Geschichte von Madge Syers, die 1902 als erste Frau an den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften teilnahm und den zweiten Platz belegte – obwohl es nach den damaligen Regeln keine Geschlechtertrennung gab. Doch schon im folgenden Jahr wurde Frauen die Teilnahme an den Weltmeisterschaften untersagt, und 1905 wurde schließlich eine eigene Kategorie für Frauen geschaffen.


Eine Frau in kleidung vom Anfang des 20 Jahrhunderst auf den Schlittschuhen
Madge Syers, die 1902 als erste Frau an den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften teilnahm und den zweiten Platz belegte

Ein weiteres, tragisches Beispiel ist der Frauenfußball. Während des Ersten Weltkriegs, mit den Männern an den Fronten, blühte der Frauenfußball auf und zog teilweise mehr als 50.000 Zuschauer an. Doch 1921 verbot der englische Fußballverband den Frauenfußball – ein Verbot, das fast ein halbes Jahrhundert lang (genau genommen bis 1971) Bestand hatte und von dem sich der Frauenfußball bis heute nicht vollständig erholt hat. (Du wirst immer noch eher selten Thronfolger oder Staatsoberhäupter auf der Tribüne bei Frauenfußballmeisterschaften oder im Medaillenkomitee als bei dem Männerfußball finden).





Und diese Tendenzen beschränken sich nicht nur auf die Vergangenheit!

Noch in den 1990er Jahren kam es zu einem weiteren eklatanten Beispiel von Geschlechterdiskriminierung im Sport:


Eine Frau schießt
Zhang Shan, Gold Medalist, Olympic 1992

1992 gewann die Chinesin Zhang Shan bei den Olympischen Spielen in Barcelona die Goldmedaille im Schießsport – als erste Frau in dieser Disziplin seit ihrer Einführung 1968. Vier Jahre später wurden Frauen von der Teilnahme an den Spielen in Atlanta ausgeschlossen und erst wieder in Sydney 2000 zugelassen, allerdings in getrennten Wettbewerben mit unterschiedlichen Wertungen.


Diese Beispiele (es gibt auch viele mehr!), die Dr. Bekker in ihrer Forschung anführt, zeigen, wie tief verwurzelt die Geschlechtertrennung im Sport ist. Frauen werden oft als „unterlegen“ dargestellt, selbst wenn sie besser sind – eine absurde und ausgeklügelte Manipulation, die bis heute anhält. Ein besonders irritierendes Beispiel ist der London-Marathon, bei dem die Rekorde von Frauen nicht anerkannt werden.


Sport und Frauensport


Dr. Bekker bringt es auf den Punkt: „Die Kategorie Frauensport existiert, weil die Leistung der Frauen eine Bedrohung für die Dominanz der männlichen Athleten darstellte. Die Teilnahme der Frauen erfolgte zu den Bedingungen derjenigen, die die Macht hatten. Und die wollten nicht, dass die Frauen den Männern‚ 'Chancen wegnehmen', also trennten sie.“


Es ist offensichtlich, dass die Trennung der Geschlechter im Sport selten aus dem Wunsch heraus entstand, Frauen eine faire Chance zu geben. Vielmehr ging es immer um Kontrolle und den Erhalt männlicher Dominanz. Ein Gedanke, der auch heute noch zum Nachdenken anregt – gerade in Zeiten, in denen wir uns mehr Gleichberechtigung im Sport wünschen.

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